Expedition in die Cordillera Blanca - Peru

12.6.-11.7.2015

Es gibt auf der Welt Müllberge, Butterberge, Schuldenberge, Berge von Arbeit und Berge von Problemen. Wenn man aber diese Berge alle auf die Seite schiebt, dann wird die Sicht auf die richtigen Berge dieser Welt frei.

Nach gründlicher Planung und ehrgeiziger Vorbereitung brachen im Juni 2015 Andi Neher, Daniel Obermayr, Emanuel Hatt, Vera Kopper, Sigi Bertele, Anja Kienzl, Gabi Mooser, Lisi Hartmann, Petra Ferrari, Sigi Sedlacek und Stephan Ritschel zu den Anden nach Peru auf. Erster Treffpunkt der Gruppe war Lima, die Hauptstadt von Peru - eine Stadt mit ca. 8,5 Millionen Einwohnern, die meistens im Smog liegt. Sigi S., Lisi und Gabi waren bereits zwei Wochen vorher angereist, um Land und Leute in Südperu zu erkunden. So ging es auch direkt in einer 8-stündigen Busfahrt mit Panoramafenstern und Liegesesseln weiter nach Huaraz. Dort angekommen, hieß es erst mal durchschnaufen auf 3000m über dem Meer. Stützpunkt für die Touren in die Cordillera Blanca sollte für die kommenden 4 Wochen das „Churup Guest House“ sein. Die ersten drei Tage wurden für die Akklimatisation genutzt und jeder versuchte sich täglich besser an die Höhe zu gewöhnen. Es wurden die Thermalquellen Monterrey besucht, eine Taxifahrt auf 4200m und kleinere Wanderungen unternommen. Alles in der Hoffnung, am nächsten Morgen auf dem Weg zum Frühstück (3 Stockwerke hoch) nicht völlig außer Atem anzukommen. Um diesem „Ziel“ näher zu kommen, wurde die Schlafhöhe für die nächsten 4 Tage in der Quebrada Quilcayhuanca auf 4000m erhöht. Bevor es losgehen konnte, mussten noch ein Koch, genügend Essen, ein Mannschaftszelt, 8 Esel und viele weitere Kleinigkeiten organisiert werden. Nach einer längeren Fahrt über schlechte Straßen kamen wir zum Ausgangspunkt des Tales, wo das Gepäck auf die bestellten Esel umgeladen wurde. Die Quebrada Quilcayhuanca ist ein sehr schönes, wenig touristisches und von hohen Felswänden, welche zum Klettern einladen, umgebenes Tal. Nach gemütlichen 3 Stunden einfacher Wanderung teilt sich das Tal in zwei Arme. Genau an dieser Stelle wurde das Camp errichtet. So konnten direkt vom Camp aus zahlreiche Wanderungen sowie eine erste Bergtour unternommen werden.

Camp in der Quebrada Quilcayhuanca

Camp in der Quebrada Quilcayhuanca

Schon beim Zelt aufbauen machte sich die Höhe bemerkbar und alles ging recht langsam. Der nächste Tag wurde entweder genutzt, um sich noch etwas auszuruhen oder für eine Wanderung zu den Lagunen Tullpacocha und Cuchillacocha. Bei einer Wanderung am nächsten Tag riss Anja sich die Bänder im Sprunggelenk, sodass sie den Rest vom Urlaub nur noch humpelte. Am letzten Tag in der Quebrada Quilcayhuanca stand die erste kleine Bergtour an, doch leider spielte das Wetter nicht mit. Nach Aufbrauch im Nieselregen, folgte eine schnelle Rückkehr in die Zelte ohne auch nur einen Fuß auf den Gletscher gesetzt zu haben. Zum Glück sollte dies der einzige wirkliche schlechte Wettertag für die nächsten Wochen bleiben.

Zurück in Huaraz galt es bei gutem Essen wieder Kräfte für die nächste Etappe zu sammeln – den Vallunaraju (5686m), ein weiterer Akklimatisierungsberg bevor die eigentlichen Ziele ins Auge gefasst wurden.

Vallunaraju Basecamp

Vallunaraju Basecamp

Der Vallunaraju, der "Hausberg von Huaraz" sollte gemütlich in 3 Tagen bestiegen werden, um die Schlafhöhe stufenweise zu steigern. Stefan R. und Andi hatten andere Pläne und machten den Berg als Tagestour von Huaraz, eine sportliche Unternehmung. Bis auf Daniel, der mit einem kleinen Hexenschluss zurück im Hochlager blieb und Petra, die an Husten litt, konnten alle die Aussicht auf 5686m genießen. Der Berg war eine Gletscherwanderung mit einem steilen Schlussanstieg und einer furchterregenden Gletscherspalte wenige Meter vor dem Gipfel. Diese ließ sich mit einem großen beherzten Schritt oder einem mutigen Sprung überwinden.

Andi und Stefan klettern zwischenzeitlich noch auf den „Cerro Rima Rima“, welcher selten bestiegen wird.

Wieder zurück in Huaraz konnte nochmals der Blick von der Dachterrasse des Hotels auf Vallunaraju und Rima Rima genossen werden, bevor Gabi, Lisi, Sigi B., Sigi S. und Daniel zum Alpamayo und Artesonraju aufbrachen.

Die Fünfergruppe teilte den Anmarsch zum Alpamayo Basecamp in zwei Tage auf. Am ersten Tag wanderte die Gruppe durch das Santa Cruz Tal bis zur Lagune Jatuncocha. Das zunächst enge und staubige Tal wird immer weitläufiger und gibt schließlich einen spektakulären Blick auf die ersten großen Schneeberge frei. Am zweiten Tag folgte die relativ kurze Wanderung bis zum Basecamp, von wo in einem Abstecher noch zur Lagune Arhueycocha hochgestiegen wurde.

Lagune Arhueycocha

Lagune Arhueycocha

Anschließend folgte der Aufstieg zum Moränencamp über das Col zum Highcamp (5400m). Der Weg ins Highcamp führte über Gletscher was bereits erste Kletterei mit schwerem Gepäck verlangte. Sigi S. verlegte ein paar Fixseile, sodass das Team schnell aufsteigen konnte. Insgesamt waren es 4 Seillängen im Schnee mit kurzen Aufschwüngen bis zu 70°.

Aufstieg zum Alpamayo Highcamp

Aufstieg zum Alpamayo Highcamp

Am Col angekommen, konnte erstmals ein Blick auf die Südseite des Alpamayos geworfen werden, wo am nächsten Tag die Franzosenroute in Angriff genommen werden sollte, die derzeit am häufigsten begangene Route auf den Gipfel. Die frühere Ferrari-Route, die deutlich leichter und kürzer ist, wird seit mehreren Jahren, aufgrund der bedrohlichen Eisabbrüche, nicht mehr geklettert.

Alpamayo- Blick vom Highcamp

Alpamayo- Blick vom Highcamp

Erstaunlich war, dass im Highcamp nur ein weiteres kleines Zelt stand und das am berühmten Alpamayo!!!! Was für ein Glücksfall, keine Fixseile, kein Eisschlag, kein Schlange stehen wie bei anderen bekannten Bergen. Dazu noch wolkenloser Himmel, Sonnenschein, kein Wind und Vollmond!! Perfekte Bedingungen für einen Gipfelsturm. Im Camp stellte sich heraus, da? ein Kanadier Namens Chris seit einigen Tagen darauf wartete, daß seine Freundin sich von von ihrer Grippe erholen würde. Alle verstanden sich super mit Chris und so wurde spontan beschlossen, dass Daniel und Chris und die zwei Sigis zusammen jeweils eine Seilschaft bilden sollten. Die Mädels waren sehr erschöpft vom Aufstieg und wollten erst mal einen Tag pausieren.

Am nächsten Tag um 3 Uhr morgens ging es mit Eisgeräten, Eisschrauben und Schneeankern bewaffnet los. Nach einem kurzen Zustieg über einen steilen Schneehang konnte der Bergschrund gut überwunden werden (Anfang der Saison). Anschließend wurde mit dem Sichern begonnen. Die ersten drei Seillängen verliefen in bestem Firn, es folgten weitere Seillängen im Firn-Eis-Gemisch. Die Absicherung war sehr gut möglich, wobei man immer wieder auf fixe Eissanduhren traf. Die Höhe machte sich mit jeder Seillänge mehr bemerkbar und nach ein paar Pickelschlägen musste immer wieder kurz pausiert werden, um Luft zu holen.

Die letzen Meter zum Gipfel des Alpamayo

Die letzen Meter zum Gipfel des Alpamayo

Nach insgesamt neun Seillängen bis zu 75° Steilheit musste noch ein kurzer Aufschwung überwunden werden, bevor nach ein paar weiteren Metern Querung endlich der schmale Gipfel des Alpamayo erreicht wurde – einem der schönsten Berge der Welt.

Auf dem Gipfel des Alpamayo

Auf dem Gipfel des Alpamayo

Nach einer kurzen Rast und ein paar Fotos, hieß es wieder abseilen und zurück ins Highcamp, bevor die Sonne die Wand erreichte. Am nächsten Tag erfolgte der Abstieg bis ins Base Camp, wo der Gipfelerfolg am Lagerfeuer mit Bier gefeiert wurde.

Wie vereinbart kam der Eseltreiber Gregorio, um die beiden Sigis, Daniel, Lisi und Gabi am nächsten Tag zum Base Camp vom Artesonraju (6025m) zu bringen. Der Artesonraju ist eine formschöne Pyramide, die den meisten wohl nur aus dem Filmlogo von Paramount Pictures bekannt ist.

Lisi und Gabi beschlossen von dort aus den Santra Cruz Trek weiter zu laufen. Nach einem weiter Tag im Artesonraju Base Camp begann für die Sigis und Daniel der lange Aufstieg zum Highcamp – auch hier waren die drei die einzigen Bergsteiger weit und breit! Am Abend wurden noch die ersten paar Meter bis zum Gletscher erkundet, bevor der Wecker schon vor Mitternacht wieder klingelte. Der frühe Aufbruch war nötig um Eis- und Steinschlag zu entgehen, da es durch die Nordwand auf den Gipfel gehen sollte. (Auf der Südhalbkugel sind es die Nordwände, die in der Früh als erstes der Sonne ausgesetzt sind)

Artesonraju – Blick vom Alpamayo Basecamp

Artesonraju – Blick vom Alpamayo Basecamp

Der Artesonraju besteht von der Santa Cruz-Seite aus einem wilden Gletscher, der sehr zerklüftet ist. Es war nicht einfach den optimalen Weg zu finden, zum Glück ließen sich hin und wieder alte Spuren ausfindig machen. Es ging durch große Eisabbrüche, bis die Gruppe sogar auf einige Fähnchen stieß, die zuvor andere Expeditionen hinterlassen hatten. Diesen wurde bis auf einer Art Plattform gefolgt. Allerdings standen Daniel und die Sigis nun vor einer riesigen Gletscherspalte, welche den weiteren Weg in die Hauptwand trennte. Die drei fanden keine Möglichkeit, diese Spalte zu überwinden. So mussten sie enttäuscht um 4:30 Uhr den Rückweg antreten. So hatten sie sich das nicht vorgestellt, dabei hatten sie sich extra zuvor sehr gut im Bergführerbüro in Huaraz erkundigt. Doch der Aussage, dass beste Verhältnisse herrschen, konnten sie nicht zustimmen – wer weiß ob wirklich ein Bergführer in der letzten Zeit am Artesonraju war. Letztendlich trieb die Lust auf eine warme Dusche, Fastfood und kühles Bier die drei in einem langen anstrengenden Tag zurück nach Huaraz.

Während Daniel und die Sigis die Zeit am Artesonraju verbrachten, machten sich Stefan, Andi und Emu auf den Weg zum 6354m hohen Chopicalqui – dieser Berg gehört zum Huascaran – Massiv. Am ersten Tag erfolgte der Aufstieg bis auf 4900m zum Moränenlager. Am Gipfeltag stiegen Stefan und Emu vom Lager direkt zum Gipfel auf. Der Anstieg verläuft durch große Bruchzonen sowie einem langen Grat, welcher durch viel grundlosen Schnee anstrengend zu begehen war. Andi musste leider wegen gesundheitlichen Problemen absteigen. Nach einer weiteren Nacht im Moränenlager erfolgte am nächsten Tag der Abstieg und die Rückfahrt nach Huaraz, wo der 6000er Gipfelerfolg gefeiert wurde.

Auf dem Gipfel des Chopiqalqui

Auf dem Gipfel des Chopiqalqui

Gabi und Lisi erklommen derweil den Ishinca (5530m).

Viel zu schnell gingen die vier Wochen vorüber und der Rückflug nach Hause stand an, obwohl alle jetzt top fit und akklimatisiert waren und noch so viele schöne Berge warteten. Bei einem nächsten Besuch würden sicher alle gerne länger bleiben, um noch mehr Bergen in einer der schönsten Berggebiete der Welt einen Besuch abzustatten.

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